Wer entscheidet über den Preis der Medikamente?
Wer entscheidet über den Preis der Medikamente?Die Preise für Medikamente sind in den letzten Jahren stark gestiegen.
Die Arzneimittelhersteller setzen bei der Markteinführung in einem Land einen Preis fest, der den meisten Gewinn verspricht:
Für das Hepatitis-C-Medikament Sovaldi waren dies in Deutschland 60.000 Euro für eine dreimonatige Therapie.
Dabei unterscheidet sich der Markt für Arzneimittel von dem für andere Produkte, bei denen der Preis durch Nachfrage und Konkurrenz geregelt wird: Braucht der Patient ein lebenswichtiges Medikament, wird es ihm auch verschrieben - egal, wie viel das Präparat kostet.
Außerdem entscheiden Ärztinnen und Ärzte über die Nachfrage, während die Krankenkassen für die Bezahlung aufkommen. Und schließlich erhalten Pharmaunternehmen mit dem Patent ein Monopol für 20 Jahre, sodass keine günstigeren Anbieter auf den Markt kommen können. Gewinnorientierte Unternehmen legen daher hohe Preise fest, solange niemand sie daran hindert, dies zu tun.
Wie rechtfertigen die Pharmaunternehmen die hohen Preise?
Die Produktionskosten für Medikamente sind oft äußerst gering. Eine Studie hat zum Beispiel gezeigt, dass Sofosbuvir für eine zwölfwöchige Therapie für 75 Euro verkauft werden könnte – in dieser Rechnung enthalten sind Produktions- und Vertriebskosten und ein Gewinnaufschlag von 50 Prozent. Wie werden die hohen Preise also begründet?
Die Kosten für Forschung und Entwicklung sind hoch
Pharmaunternehmen begründen die hohen Kosten unter anderem mit den Mitteln, die sie für die Erforschung und Entwicklung von Medikamenten aufwenden. Diese werden meist nicht offengelegt. Insgesamt wird jedoch ein Großteil (inklusive Steuervergünstigungen von 57%) der Ausgaben für die Erforschung und Entwicklung von Arzneimitteln durch die öffentliche Hand finanziert. Die hohen Gewinnspannen der Pharmaindustrie von bis zu 55 Prozent bei Gilead lassen darauf schließen, dass die Einnahmen nicht allein zur Refinanzierung der Forschungsausgaben dienen.
Die hohen Kosten entsprechen
den gesellschaftlichen Einsparungen
Pharmaunternehmen begründen die hohen Preise zunehmend damit, dass der Verzicht auf das Medikament zu noch höheren gesellschaftlichen Kosten führen würde. Im Fall von Sofosbuvir wird der Preis damit gerechtfertigt, dass die Behandlung von Leberkrebs und Leberzirrhose deutlich teurer wäre. Wenn diese Logik für andere Bereiche angewandt würde, müsste der Preis für einen Airbag oder einen Fahrradhelm ebenfalls weit über den reellen Kosten liegen.