Fast vier Milliarden Euro haben die gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2014 allein für Krebsmedikamente ausgegeben. Wie aktuelle Studien bestätigen, handelt es sich hierbei nicht etwa um eine Ausnahme, sondern um einen langjährigen Trend: Die Behandlungskosten für Krebs haben sich im Zeitraum zwischen 2000 und 2010 mehr als verdreifacht. Verantwortlich für diesen Preisanstieg sind laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vor allem wenige sehr teure Medikamente.

Beispielhaft dafür steht Keytruda, ein Medikament zur Behandlung von Hautkrebs. Pro verabreichter Dosis kostet es etwa 7.000 Euro und muss alle drei Wochen eingenommen werden. Vor diesem Hintergrund scheint das Szenario von Karl Lauterbach, dem gesundheitspolitischen Sprecher der SPD, durchaus realistisch. In diesem rechnet er vor, dass durch die Verschreibung der neuen Medikamente Kosten von 45 Milliarden Euro im Jahr für die Krankenkassen entstehen könnten.

Beschränkt sich dieser Trend auf Medikamente zur Krebsbehandlung?

Nicht nur die Preisentwicklung bei Medikamenten zur Krebsbehandlung ist bedenklich. Auch andere Krankheiten wie beispielsweise Hepatitis C werden für Pharmaunternehmen zu lukrativen Einnahmequellen. Hauptverantwortlich für diesen besorgniserregenden Trend ist ein Preisregulierungs und Patentsystem, das es den Herstellern erlaubt, selbst die Preise für ihre Produkte festzulegen und damit einen hohen Profit zu erzielen. Wie eine vom amerikanischen Kongress in Auftrag gegebene Untersuchung zeigt, setzen die Unternehmen bei der Preisbestimmung mittlerweile auf die rein marktwirtschaftliche Logik der Gewinnmaximierung. Das ist fatal in einem Marktumfeld, in dem nicht mit normalen Konsumgütern, sondern mit überlebenswichtigen Medikamenten gehandelt wird, und in dem der Verbraucher, das heißt der Patient, oft keine Wahl zwischen gleichwertigen Produkten hat.