Das Präparat Glivec hat die Behandlung einer seltenen Art von Leukämie und von Knochenmarkkrebs deutlich verbessert. Doch das hat seinen Preis: Die Behandlung kostet in Deutschland, abhängig von der Dosierung, etwa 3.350 Euro im Monat, also etwa 30.000 Euro im Jahr. Die Therapie kann einige Monate, aber auch mehrere Jahre dauern. Laut Andrew Hill, Pharmakologe an der Universität Liverpool, könnte das Produkt weniger als 200 Euro pro Jahr kosten, wenn man die reellen Kosten für die Produktion von Glivec, für Fabrikation, Vertrieb und Marketing, als Ausgangspunkt der Rechnung nimmt – inklusive eines Gewinnaufschlags von 50 Prozent für die Pharmaunternehmen. Die Gewinnspanne von 15.000 Prozent berechnet sich also aus der Diskrepanz des aktuellen Preises in Deutschland pro Jahr, 30.000 Euro, und den reellen Kosten von 200 Euro jährlich.

Handelt es sich bei Glivec um einen Einzelfall?

Dieses Beispiel zeigt, dass die Begründung für die hohen Kosten, die auch schon bei der Behandlung von Hepatitis C angewandt wurde, auch bei Medikamenten zur Krebsbehandlung Anwendung findet. So hat Novartis, der Hersteller von Glivec, im Jahr 2015 36 Prozent Gewinn, gemessen am Umsatz, erwirtschaftet. Genau diesen Umstand prangern renommierte Krebsspezialisten aus Frankreich in einer im März 2016 veröffentlichten Stellungnahme an. Nach Einschätzung der Mediziner steht der Preisanstieg in keinem Verhältnis zu den Forschungs- und Entwicklungskosten, sondern ist im Gegenteil die Folge des Strebens nach Gewinnmaximierung: Der Preis orientiert sich daran, was die Marktteilnehmer gerade noch in der Lage sind zu zahlen.