Die Preisgestaltung hängt davon ab, was die Staaten maximal bereit sind zu bezahlen, um Zugang zu dem Medikament zu haben. Je reicher ein Staat ist, desto teurer wird das Medikament sein. Im Falle Sovaldi wurde diese Tendenz durch die Untersuchung, die ein Ausschuss des amerikanischen Senats durchführte, eindeutig bestätigt.
In der Schweiz sind die Medikamentenpreise 2015 stark gestiegen. Nach einem Anstieg von 1,8% 2014 beträgt die Zunahme der gesamten Medikamentenkosten 2016 bereits wieder 5,3%. Santé suisse zufolge ist der starke Kostenanstieg darauf zurückzuführen, dass die Preise nicht sinken und es keine Reglementierung für niedrigere Preise für Generika gibt. Im Allgemeinen akzeptieren die Behörden, die die Medikamentenpreise festlegen, die Forderungen der Pharmaunternehmen. Seit mehreren Jahren steigt der Medikamentenpreis ständig:
Sovaldi, für die Behandlung von chronischer Hepatitis C, kostet 48 000 Franken pro Patient (3-monatige Behandlung) Keytruda, für die Behandlung von Hautkrebs, wird pro Patient über 112 000 Franken kosten (einjährige Behandlung) Glivec, für Leukämie, kostet pro Patient/Jahr 40 000 Franken.
Die Krankenkassen vergüten ein Arzneimittel im Rahmen der obligatorischen Krankenversicherung gemäss Krankenversicherungsgesetz (KVG) nur, wenn es von einem Arzt verschrieben wurde und es in der Spezialitätenliste des Bundesamts für Gesundheit (BAG) aufgeführt ist. Die Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit des Medikaments muss erwiesen sein, damit es in die Spezialitätenliste aufgenommen wird. Auch die Zulassung durch Swissmedic ist erforderlich. Auch der Vergleich mit anderen Medikamenten und mit dem Preis im Ausland beeinflusst die Preisgestaltung.
Der Preis aller anderen Medikamente hängt von der Marktlage ab. Die Patienten müssen für Medikamente, die nicht auf der Spezialitätenliste stehen, selbst aufkommen oder sie eventuell von ihrer Zusatzversicherung erstatten lassen.

Wie rechtfertigt die Pharmaindustrie derartige Preise?


Die Preise sind hoch, weil die Forschungskosten hoch sind

Die Forschungs- und Entwicklungskosten entsprechen den Ausgaben der Unternehmen für die Entwicklung eines neuen, wirksamen Medikaments. Die Pharmaindustrie rechtfertigt den hohen Medikamentenpreis mit diesen Kosten. Sie sind jedoch zu hoch eingeschätzt und die wirklichen Beträge werden nicht veröffentlicht. Tatsächlich erfolgt ein Grossteil der medizinischen Forschung im öffentlichen Sektor (Universitäten, Institute) und wird durch öffentliche Gelder (Stipendien, Steuerkredite für Forschung) finanziert. Die öffentliche Forschung war wesentlich an der Entwicklung von Medikamenten gegen Hepatitis C wie Sofosbuvir beteiligt.

Die Preise sind hoch weil der therapeutische Nutzen gross ist

Je grösser der Nutzen eines Medikaments, desto höher ist sein Preis. Nun haben jedoch die meisten Medikamente, die in den letzten 20 Jahren auf den Markt kamen, nur einen sehr geringen therapeutischen Nutzen. Dies gilt in Frankreich für 74% der Medikamente, die auf den Markt kommen. Der Preis für Sofosbuvir wird damit gerechtfertigt, dass es eine Leberzirrhose und die sehr kostspielige Transplantation verhindert. Wenn man diese Logik auf andere Sektoren übertragen würde.
Während wir verzweifelt auf neue Antibiotika warten, setzt uns die Pharmaindustrie ständig nutzlose neue Moleküle zur Behandlung „rentabler” Pathologien wie Diabetes, Cholesterin oder Hypertensionvor. Es ist in der Tat in ökonomischer Hinsicht interessanter für die Industrie, ein neues Molekül für eine „chronische” Pathologie zu entwickeln (der Patient wird das Medikament bis zu seinem Lebensende einnehmen), als sich mit „akuten” Pathologien wie viralen und bakteriellen Infektionen zu beschäftigen, bei denen die Behandlungsdauer im Allgemeinen 10 Tage nicht überschreitet.

Die Preise sind hoch, weil die Produktionskosten teuer sind

Der Betrag für die tatsächlichen Produktionskosten der Medikamente wird nie veröffentlicht, obwohl er eigentlich als Basis für die Preisgestaltung dienen müssten, um eine angemessene Marge auf den Verkauf zu gewährleisten. Im Falle von Sofosbuvir ist der Gewinn kolossal. Der Preis von 48 000 Franken für Sofosbuvir ist vier mal so hoch wie die Produktionskosten.